Gestern ging es in der Umkleide meines Fitnesstudios um Aktien. Jemand versuchte seinem Freund das Investieren an der Börse ans Herz zu legen. Dabei wurde offensichtlich, dass der Freund einem häufig auftretendem Denkfehler unterlag. Er dachte, dass der Preis einer Aktie etwas über den Wert des Unternehmens aussagt. Warum das nicht so ist, möchte ich in diesem Artikel erklären:
Der Preis allein sagt nichts aus
Es gibt Aktien, die sind hunderte Euro wert und es gibt Aktien, die sind nur wenige Cent wert. Menschen die neu an der Börse sind, neigen zu der Annahme, dass ein Unternehmen umso wertvoller ist, je mehr Geld sie pro Aktie auf den Tisch legen müssen.
Sie nehmen beispielsweise an, dass McDonalds wertvoller als Coca Cola ist, weil eine Aktie von McDonalds 253 € kostet und die Aktie von Coca Cola nur 55 €.
Diese Annahme würde stimmen, wenn alle Unternehmen dieselbe Anzahl an Aktien ausgeben würden. Wenn jedes Unternehmen nur 100 Aktien ausgeben könnte, wäre logischerweise das Unternehmen A, dessen Aktien 243 € wert sind, wertvoller als das Unternehmen B, dessen Aktien nur 55 € kosten. Denn um das gesamte Unternehmen A mit einem Schlag aufzukaufen, müsste der Käufer 24300 € bezahlen, während er für das komplette Unternehmen B nur 5500 € zahlen müsste.
Unternehmen geben aber nicht alle gleich viele Aktien aus. Sie können selbst entscheiden, wie viele Aktien sie ausgeben möchten. Es gibt Unternehmen, die nur 1 Millionen Aktien ausgeben, während andere 100 Millionen Aktien ausgeben. Daher sagt der Preis einer einzelnen Aktie nichts über den Wert eines Unternehmens aus.
Wie misst man also den Wert eines Unternehmens?
Üblicherweise wird dafür die Marktkapitalisierung des Unternehmens berechnet. Dazu wird die Anzahl aller ausgegeben Aktien mit dem Preis einer einzelnen Aktie multipliziert. Hat ein Unternehmen 1 Millionen Aktien ausgegeben und kostet eine Aktie 5 €, so beträgt die Marktkapitalisierung 5 Millionen €.
Und da kommen wir zurück auf unser Ausgangsbeispiel. Wenn wir wissen wollen, ob McDonalds oder Coca Cola wertvoller ist, schauen wir nicht auf den Kurs der Aktie, sondern auf die Kennzahl „Marktkapitalisierung“. Weil das eine der wichtigsten Kennzahlen ist, wird sie eigentlich auf jeder Plattform mit dem Aktienkurs angegeben. Hier ein Beispiel, wo sie auf Google Finance zu finden ist:
Die Marktkapitalisierung von McDonalds beträgt demnach 191 Mrd €. Die von Coca Cola beträgt hingegen 257 Mrd €. Somit wird klar, dass Coca Cola trotz eines niedrigeren Aktienkurses wertvoller als als McDonalds ist. Denn würde ein anderes Unternehmen alle Aktien von Coca Cola kaufen wollen, müsste es 257 Mrd € bezahlen. (Zumindest Theoretisch, wenn alle Aktionäre bereit wären zu verkaufen. In der Praxis sieht das dann nochmal anders aus)
Von Null auf Hundert
Verbreitet ist auch die Auffassung, dass sich eine Aktie nach oben kämpfen muss. Dass alle Aktien bei einem bestimmten für alle Aktien festgelegten Ausgangswert starten und sie ihre Entwicklung im Aktienkurs widerspiegelt. So seien Aktien unter 1 € noch günstig. Wenn die Aktie dann erstmal auf 10 oder 100 € gestiegen sei, wäre es zu spät und sie sei zu teuer.
Das ist aber schlicht falsch. Denn nicht alle Aktien starten bei demselben Aktienkurs. Der Aktienkurs zu dem ein Unternehmen an die Börse geht, wird durch die Banken bestimmt, die den Börsengang begleiten. Sie legen einen Preis fest zu dem Interessenten die Aktien zum ersten Mal an der Börse kaufen können. Beim Börsengang von Porsche lag dieser zum Beispiel bei 82,50€. Ionos betrat hingegen mit 18,50€ pro Aktie das Parkett.
Der Preis einer Aktie sagt also nichts über den Erfolg einer Aktie aus. Ein Unternehmen, dessen Aktien 50 € wert sind, kann trotzdem erfolglos sein, wenn der Kurs beim Börsengang bei 100 € lag.
Trotzdem manipulieren manche Unternehmen ihren Aktienkurs durch (reverse) Stock Splits. Das ist aber ein eigenes Thema für einen folgenden Artikel, den ich hier verlinke, sobald er fertiggestellt ist.
Bis dahin wünsche ich euch viel Erfolg beim Investieren!
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