Eigen- und Fremdkapital sind die beiden Grundpfeiler der Unternehmensfinanzierung. Sie bestimmen, wie ein Betrieb Investitionen tätigt, Wachstum realisiert und Risiken managt. In diesem Artikel erfährst du in einfachen Worten, was Eigen- und Fremdkapital sind, bekommst jeweils ein konkretes Beispiel und lernst, welche Vor- und Nachteile beide Finanzierungsformen mit sich bringen – sowie einen kurzen Ausblick auf eine ausgewogene Finanzierungsstrategie.
Was ist Eigenkapital?
Eigenkapital ist das vom Unternehmer oder den Eigentümern (Gesellschaftern/Aktionären) eingebrachte Geld beziehungsweise der Teil des Vermögens, der dem Unternehmen dauerhaft zur Verfügung steht. Es bildet die „Pufferzone“, die Verluste abfedert und Stabilität verleiht.
Quellen:
Einlagen der Gründer
Rücklagen aus einbehaltenen Gewinnen
Kapitalerhöhungen durch Ausgabe neuer Aktien
Buchhalterische Behandlung:
In der Bilanz auf der Passivseite ganz oben
Unbefristet verfügbar und steht nie zur Rückzahlung an Dritte an
Einfaches Beispiel Eigenkapital
Stellt sich vor, Mia gründet eine GmbH und bringt 25 000 € Eigenkapital in die Firma ein. Dieses Geld nutzt sie, um zunächst Büromöbel zu kaufen und eine Website einzurichten. Egal, ob das Unternehmen in den ersten Monaten Gewinn oder Verlust macht, die 25 000 € bleiben ihr als Eigentümerin zugeordnet, bis sie sich entscheidet, das Kapital zu entnehmen oder es durch Gewinne erhöht wird.
Was ist Fremdkapital?
Fremdkapital sind Mittel, die einem Unternehmen von Dritten – typischerweise Banken oder anderen Geldgebern – zeitlich befristet zur Verfügung gestellt werden. Man spricht auch von Schulden oder Verbindlichkeiten. Fremdkapital muss zu einem vereinbarten Zeitpunkt zurückgezahlt und meist mit Zinsen vergütet werden.
Formen:
Bankdarlehen oder Kontokorrentkredit
Anleihen (Corporate Bonds)
Lieferantenkredite (Zahlungsziel beim Einkauf)
Leasingverträge
Buchhalterische Behandlung:
In der Bilanz auf der Passivseite unter „Fremdkapital“
Kurzfristig (bis 1 Jahr) oder langfristig (> 1 Jahr)
Einfaches Beispiel Fremdkapital
Hans’ Maschinenbaubetrieb nimmt bei der Hausbank ein Darlehen in Höhe von 50 000 € auf, um eine neue CNC-Maschine zu kaufen. Das Darlehen trägt einen festen Zinssatz von 4 % p.a. und läuft über fünf Jahre. Jeden Monat zahlt er Zins und Tilgung, bis das Darlehen vollständig zurückgeführt ist. Nach fünf Jahren gehört die Maschine schuldenfrei dem Unternehmen.
Vor- und Nachteile im Überblick
Finanzierungsform | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Eigenkapital | • Keine Zinslast • Hohe finanzielle Stabilität • Unbefristet verfügbar | • Renditeerwartung der Eigentümer (Gewinnbeteiligung) • Höherer „Kostenblock“ bei hoher Eigenkapitalquote |
Fremdkapital | • Steuerliche Abzugsfähigkeit der Zinsen • Hebelwirkung (Return on Equity kann steigen) • Oft günstiger als Eigenkapital | • Regelmäßige Zins- und Tilgungszahlungen • Rückzahlungsrisiko • Einfluss von Kreditgebern (Kovenants) |
Die richtige Kapitalstruktur
Eine gesunde Mischung aus Eigen- und Fremdkapital – die Kapitalstruktur – ist entscheidend für Wachstum und Risikomanagement. Wichtige Kennzahl:
Verschuldungsgrad = Fremdkapital ÷ Eigenkapital
Ein Wert von 1,0 bedeutet gleiche Anteile; Werte über 1,0 zeigen höhere Verschuldung.
Strategie-Tipps
Zielquote festlegen: Viele Unternehmen peilen einen Verschuldungsgrad zwischen 0,5 und 1,5 an.
Flexibilität bewahren: Kurzfristige Kredite minimieren, langfristige Finanzierungen bevorzugen.
Zinsumfeld beachten: Niedrigzinsphasen für Investitionen und Schuldenaufnahme nutzen.
Eigenkapital stärken:
Gewinnthesaurierung (Gewinne im Unternehmen lassen)
Kapitalerhöhungen bei Bedarf
Fremdkapital kontrollieren:
Kreditlinien nicht dauerhaft maximal auslasten
Covenants und Nebenbedingungen im Blick behalten
Fazit
Eigen- und Fremdkapital sind keine Gegenspieler, sondern ergänzen sich. Eigenkapital sichert die Unabhängigkeit und dient als Risikopuffer, während Fremdkapital durch Hebelwirkung Renditechancen erhöht und steuerliche Vorteile bietet. Entscheidend ist eine ausgewogene Kapitalstruktur: zu viel Schulden können in schwierigen Zeiten belasten, zu viel Eigenkapital kann das Wachstum bremsen. Mit kluger Planung, regelmäßiger Überprüfung der Kennzahlen und einem Blick auf das Zinsumfeld lässt sich die optimale Mischung finden – für sichere Investitionen und nachhaltigen Unternehmenserfolg.